Ortenauer Schlittenhunde Club

Crazy Dogs

Rassebeschreibung Siberian Husky

Die meisten Hunde unseres Vereins sind Siberian Huskys und als Besitzer eines Siberian Husky und Zughundesportler möchte ich Ihnen hier eine etwas andere Rassebeschreibung des Siberian Husky geben. Diese basiert auf meinen eigenen Erkenntnissen und Erfahrungen, die ich bisher mit dieser außergewöhnlichen Rasse erleben durfte.
Obwohl ich auch dem Huskyvirus verfallen bin habe ich nur einen Siberian Husky, mit dem ich wöchentlich neben Trainingsfahrten ca. 120km durch Wälder und über Felder ziehe. Einen Husky zu haben bedeutet, dass man ihm auch sehr viel Zeit widmen muss.
Gerade bevor sie sich gedanklich mit der Beschaffung eines oder mehrerer Siberian Husky(s) beschäftigen, empfehle ich Ihnen die kleine Zusammenfassung zu lesen.

Ursprung und Geschichte

Die Geschichte des Siberian Husky lässt sich mehr als viertausend Jahre zurückverfolgen. Seine Vorfahren begleiteten die Nomandenvölker des nördlichen Sibiriens, deren einziges Fortbewegungsmittel der Hundeschlitten war, auf Wanderungen und bei der Jagd.
Schlittenhunde wurden nicht nur in Sibirien, sondern überall, wo aufgrund der Witterungsbedingungen der Hundeschlitten das einzige Beförderungsmittel war, als Arbeitshunde eingesetzt.
Der russische Pelzhändler William Goosak brachte den Siberian Husky Anfang des 20. Jahrhunderts aus seiner Heimat mit nach Alaska. Nach anfänglichem Spott belegten die Hunde beim historischen Rennen „All Alaskan Sweepstake“ den ersten, zweiten und vierten Platz.
Im Januar 1925 brach in Nome (Alaska) eine Diphtherieepidemie aus. Das vorhandene Serum reichte nicht aus und so musste aus dem weit entfernten Ort Nenana Serum herbeigeschafft werden, was zur damaligen Zeit nur mit Hundeschlitten möglich war. In einem dramatischen Wettlauf gegen den Tod über eine Strecke von 674 Meilen setzen viele Schlittenhundefahrer (Musher), darunter Inuit, Trapper und Indianer, ihr Leben auf Spiel. Das Serum wurde in einem Staffellauf von Musher zu Musher übergeben. Nach einer Woche erreichte Gunnor Kasson mit seinem Leithund Balto, einem Vorfahren der heutigen Schlittenhunde, und dem lebensrettenden Serum am 2. Februar Nome. Als Erinnerung wurde eine Statue im Central Park in New York errichtet.
Dieser trägt übersetzt die Inschrift Ausdauer, Treue, Verstand.
Einer der Teilnehmer des Serumtransports war Leonard Seppala. Er begann als erster mit der systematischen Zucht des Siberian Husky.
Mitte des 20. Jahrhunderts kamen die ersten Siberian Huskys nach Europa. Der erste Zuchtzwinger wurde in Schweden gegründet. Hunde von Leonard Seppala sowie dem heute noch aktiven alaskischen Anadyr-Kennel bildeten die Basis.
1967 wurde mit Kamtschatka’s Burning Daylight der erste Siberian Husky in Deutschland registriert.
am 03. Februar 1973 fand in Bad Sooden-Allendorf das erste Schlittenhunderennen mit damals 16 Teilnehmern statt.

Rasseporträt

Einen Siberian Husky erkennt man an dem für ihn typischen Körperbau, nicht hingegen – wie leider häufig mit dieser Rasse assoziiert – an blauen Augen und einer schwarz-weißen Maske. Es gibt eine Vielfalt von Fell- und Augenfarben beim Siberian Husky.
So bunt wie seine Farben ist auch der Charakter des Siberian Huskys. Jeder Einzelne hat seine speziellen Besonderheiten und Eigenheiten, die seinen ganz persönlichen Charme ausmachen und kennzeichnen. Trotzdem gibt es natürlich rassespezifische Eigenschaften, über die man sich vor Anschaffung eines solchen Hundes unbedingt klar sein muss.
In wenigen Worten zusammengefasst: Der Siberian Husky ist ein Arbeitshund. Er braucht vor allen Dingen Beschäftigung und Bewegung und das Gefühl, eine Aufgabe zu haben.
Der Siberian Husky ist sehr selbstständig, selbstbewusst und stolz, hat seinen eigenen Kopf (man kann auch von Sturheit sprechen) und einen ausgeprägten Jagdtrieb. Gelegentlich bekommt man die frustrierte Meinung zu hören, einen Siberian Husky könne man nicht erziehen – was natürlich Unsinn ist. Aufgrund ihres typisch nordischen Charakters, ihrer Ursprünglichkeit, Instinktsicherheit und der nach wie vor bewahrten Nähe zum Wolf, kann die Erziehung dieser Hunde allerdings recht schwierig sein.
Der Siberian Husky lernt schnell und leicht und nicht immer das, was der Mensch eigentlich beibringen wollte. Wenn er will, kann er Befehle und einmal gelernte Übungen auch nach längerer Zeit korrekt ausführen. Häufig ist aber der Mensch derjenige, der irgendwann feststellen muss, dass er in Wirklichkeit von seinem Siberian Husky erzogen und für dessen Bedürfnisse optimiert wurde.

Action Pur

Als Arbeitshund benötigt der Siberian Husky eine seinem Wesen und seiner Entwicklung entsprechende Haltung. Er eignet sich keinesfalls als Wohnungshund für nur gelegentliche Spaziergänge oder als Begleiter beim städtischen Flanieren. Zwar kann der Siberian Husky durchaus als Haushund gehalten werden und sich dabei wohlfühlen, jedoch sind eine artgerechte Beschäftigung und Auslastung gerade dann das Nonplusultra.

Fehlen Bereitschaft und Angebote durch den Menschen, sucht sich der gelangweilte Siberian Husky selbst eine Beschäftigung – meist sehr kreativ und auf Kosten der Wohnungseinrichtung. Für jemanden, der nur einen anspruchslosen Begleiter für die täglichen halbstündigen Schlenderspaziergänge suchte, wird daher der Traum vom Siberian Husky recht schnell zum Albtraum. Die Liste der zu ersetzenden Einrichtungsgegenstände, die Opfer von Langeweile und Zähnen wurden, ist unerschöpflich: Telefone und Kissen, Stuhl- und Tischbeine, Pflanzen, Schuhe, Thermoskannen und Lebensmittel. Auch im Garten betätigt sich der gelangweilte Siberian Husky gern als Designer, erschafft Hügellandschaften, Tümpel und Seen und zerrt Sträucher an seiner Ansicht nach unpassenden Stellen kurz entschlossen einfach aus dem Boden. Faszinierend ist auch die nahezu chirurgische Präzision, mit der sorgfältig kreuz und quer über Ihrer – dann ehemaligen – Rasenfläche Wühlmausgänge freigelegt werden.
Im Interesse der Wahrung Ihres persönlichen Geschmacks sollten sie sich daher bitte viel Zeit für die Beschäftigung mit Ihrem Siberian Husky nehmen und für Spiel, Spaß und Spannung sorgen.

Jemand, der zur sportlichen Betätigung nicht willens oder in der Lage ist, sollte sich auf gar keinen Fall einen Siberian Husky anschaffen!

Ein Siberian Husky braucht vor allem Beschäftigung, Bewegung und das Gefühl, eine Aufgabe zu haben. Idealerweise findet er diese naturgemäß als Schlittenhund, allerdings angepasst an mitteleuropäische Gegebenheiten.
Zugarbeit ist nicht nur in großen Hundeteams vor Hundeschlitten möglich, sondern auch mit ein bis zwei Hunden am Fahrrad oder am Roller. Diese Aussage wird im Bereich Schlittenhundesport detailliert.
Allerdings ist nicht jeder Siberian Husky bereit oder in der Lage Zugarbeit auszuführen. Manche Hunde bevorzugen Joggen, ausgedehnte Spaziergänge oder das Laufen neben dem Fahrrad. Der ausgeprägte Bewegungsdrang ist jedoch bei jedem Siberian Husky vorhanden.
Ein Mensch, der aufgrund seiner körperlichen Konstitution oder seinen persönlichen Neigungen nicht bereit ist, bei Wind und Wetter mit seinem Hund durch Wald und Flur zu fahren oder zu laufen, sollte sich auf keinen Fall von dem wunderschönen äußeren Erscheinungsbild zum Kauf eines Siberian Huskys verleiten lassen. Für „Schönwettersportler“ ist der Husky nicht der passende Hund!
Der Husky ist ein Rudeltier und es ist empfehlenswert, ihm entweder einen zweiten (oder dritten vierten oder…) Siberier oder einen anderen Hund zuzugesellen.

Schlittenhundesport, vielfältige Möglichkeiten mit und ohne Schnee

Um dem Bewegungsdrang einer oder mehrerer Siberian Huskys gerecht zu werden, bieten sich im Schlittenhundesport eine Vielzahl von Möglichkeiten mit und ohne Schnee. Da der Siberian Husky als nordischer Hund kühle Temperaturen bevorzugt, gestaltet sich der Schlittenhundesport in unsren Breitengraden faktisch meist ganz anders als man denkt.  Training ist bei Temperaturen von unter 15 Grad möglich, im Sommer wird in der Regel eine Trainingspause eingelegt. Richtig los geht es dann wieder im Herbst und über den Winter bis in den Frühling. Aber anstatt in der Stille einer verschneiten Landschaft das reine Weiß zu genießen, lernt der Schlittenhundesportler während dieser Zeit nahezu jede Form von Matsch, Schlamm und Modder kennen – auf den Hunden, auf den Trainingsgeräten, auf der Kleidung, im Gesicht und in den Haaren.
Schlittenhundesport bedeutet Zugarbeit für den Hund. Entscheidend ist, dass der Hund vor einem Trainingsgerät läuft, konzentriert arbeitet und in gleichmäßigem Tempo zieht. Dabei muss er unbedingt ein speziell für die Zugarbeit entwickeltes Geschirr tragen, das den Druck gleichmäßig und ohne Einschränkungen der Atmung und des Bewegungsapparates verteilt.  Die Wahl des Trainingsgerätes hängt von den persönlichen Vorlieben und der vorhandenen Hundezahl ab. Man kann mit einem oder zwei Hunden joggen und sich dabei ziehen lassen (Canicross), man kann ein oder zwei Hunde vor ein Fahrrad (Bikejöring) oder einen Roller (Dogscooter) spannen oder man nutzt ab mindestens drei Hunden, einen Trainingswagen, dessen Größe und Gewicht von der Anzahl der Hunde abhängt. Im Schnee kommen klassische Hundeschlitten zum Einsatz, daneben aber auch Skier mit und ohne Pulka (einem kleinen Schlitten zwischen Skifahrer und Hund).
Gerne helfen wir Ihnen, wenn Sie Zuhundesport betreiben möchten. Bitte bedenken Sie, dass nicht jeder Siberian Husky Freude an der Zugarbeit hat. Häufig neigen gerade Einzelhunde dazu, diese Arbeit zu verweigern und gemütlich mit der Nase am Boden vor ihrem Besitzer und seinem Trainingsgerät über den Weg zu pendeln. Sollten jedoch mehrere Hunde mit ihren Besitzern gemeinsam trainieren herrscht eine ganz andere Atmosphäre und vieles fällt leichter.


Abschlussbemerkung

Wie sie sicherlich bemerkt haben, habe ich die Themen Zwinger- und Haushaltung, Erziehung und Ausbildung sowie Gesundheit und Pflege hier nicht näher beschrieben, da mir hierzu die erforderliche Fachkompetenz fehlt. Bei Fragen helfe ich Ihnen in diesen Thematiken aber gerne weiter.